Rassebeschreibungen für das Nederlandse Kooikerhondje findet man reichlich im Netz. Wozu braucht die Welt aus noch eine weitere?
Die meisten Hunderasse-Beschreibungen beziehen sich rein auf die Äußerlichkeiten und weniger auf den Charakter. Oder sie wurden von Liebhabern der jeweiligen Art verfasst, von Menschen, die ihre Lieblingsrasse gern als den perfekten Hund für jeden Zweck anpreisen.
Ich befürchte, in meiner Beschreibung werden die Kooikerhondjes ein wenig schlechter wegkommen, denn ich möchte versuchen, auch die Dinge zu beleuchten, die unter Umständen Stolpersteine bei ihrer Haltung darstellen können.
Für den Rassestandard des Nederlandse Kooikerhondje verweise ich an dieser Stelle einmal an den Deutschen Club für Kooikerhondje (DCK): Rassestandard Kooikerhondje
Der ursprüngliche „Beruf“ des Kooikerhondjes in seinem Heimatland, den Niederlanden, war das Anlocken von Enten in einer speziellen Fang-Vorrichtung, dem sogenannten „Enten-Kooi“. Wie genau das funktionierte, ist zum Beispiel hier beschrieben.
Für diese Arbeit ist das Kooikerhondje sowohl von seinem Äußeren und als auch von seinem Charakter her bestens geeignet:
Außerhalb seiner Arbeit am Entenkooi war das Kooikerhondje dafür zuständig, Haus und Hof zu bewachen und Mäuse zu fangen - ein Hobby, dem auch heute noch viele Kooikerhondjes gern nachgehen.
Und was bedeutet nun der Name „Kooikerhondje“? „Kooi“ ist das niederländische Wort für „Käfig“. Der „Kooiker“ ist derjenige, der die Enten in Käfigen fängt. Und das Kooikerhondje ist das Hündchen des Kooikers, das die Enten in die Käfige hineinlockt.
Intelligent und sensibel: das lässt vor dem inneren Auge sofort Bilder entstehen von einem Hund, der immer auf seinen Besitzer achtet und auf jeden kleinen Fingerzeig reagiert.
Die gute Nachricht ist: das bekommt man mit einem Kooikerhondje tatsächlich hin – und vermutlich sehr viel besser als mit einem eher selbständigen Hund. Der Spaziergang macht Spaß mit einem Hund, der immer wieder Blickkontakt sucht und zum Beispiel an Wegkreuzungen „fragt“, welche Richtung er einschlagen soll. Den man nicht mit lauter Stimme herumkommandieren muss, sondern der auf ganz feine Signale reagiert.
Die nicht ganz so gute Nachricht ist: so verhält sich das Kooikerhondje nicht von allein. Alle Hunde sind unglaublich gut darin, die Körpersprache von uns Menschen zu lesen. Und je sensibler der Hund, desto besser durchschaut er uns. Dies gilt auch für Gefühlsregungen, die wir dem Hund eigentlich gar nicht zeigen wollen, und sogar für solche, die uns selbst überhaupt nicht bewusst sind.
...die Liste der denkbaren Missverständnisse und unguten Spiralen ist lang. Und sie alle lassen sich nur vermeiden, wenn man als Besitzer immer wieder an sich selbst arbeitet und seinem Hund stets eine gelassene, liebevolle und vorhersagbare Führung bietet.
Insbesondere für Ersthundebesitzer ist das oftmals nicht leicht. Und ich spreche hierbei aus Erfahrung. Ohne die Unterstützung unserer Trainerin wäre Lotta mit Sicherheit kein so freundlicher und zuverlässiger Hund geworden.
Natürlich ist ein Kooikerhondje kein Border Collie. Doch auch die Hondjes stehen auf der Liste der intelligenten Hunderassen recht weit oben. Und auch sie möchten gern nicht nur körperlich, sondern auch geistig ausgelastet werden.
Dies muss nicht unbedingt im Hundesport geschehen. Aber wenn man nicht möchte, dass das Hondje sich selbst eine interessante Beschäftigung ausdenkt, die einem selbst dann vielleicht nicht ganz so gut gefällt, dann sollte man ihm besser ein wenig Anregung für die grauen Zellen bieten. Siehe hierzu auch Beschäftigung.
Die meisten Kooikerhondjes mögen ein gepflegtes und höfliches Miteinander. Dies gilt sowohl für die Kontakte zu ihren Menschen als auch für diejenigen zu anderen Hunden. Man begrüßt sich manierlich aus der Distanz, zeigt eine Reihe von Beschwichtigungs-Gesten (die wir als Menschen oft nur bei genauer Beobachtung wahrnehmen) und geht dann in einem respektvollen Bogen aneinander vorbei.
Erst nach einer gewissen Zeit des Kennenlernens taut das Kooikerhondje auf, lässt die Begrüßung etwas weniger förmlich ausfallen und fordert irgendwann auch zu einem Spielchen auf. Die Freundschaft eines Kooikers gewinnt man mit Geduld und gleichbleibender, zurückhaltender Freundlichkeit. Aber keine Sorge: wenn diese Hürde genommen ist, dann kann so ein Hondje auch wunderbar albern und verspielt sein.
Siehe hierzu auch Das Kooikerhondje und andere Hunde.
Mindestens ein einstündiger Spaziergang am Tag und einige kleinere Gassi-Runden sind für ein glückliches Kooikerhondje das Mindest-Programm. Und dabei kommt es nicht nur auf die Quantität, sondern auch auf die Qualität an:
Auf seinem täglichen Haupt-Spaziergang möchte das Hondje ohne Leine laufen (wenn der Rückruf noch nicht sicher funktioniert, gegebenenfalls an der Schleppleine), die volle Aufmerksamkeit seines Besitzers genießen und sinnvoll beschäftigt werden. Siehe auch Beschäftigung.
Wer mag, kann sich von seinem Kooikerhondje auch beim Jogging begleiten lassen oder es am Fahrrad mitlaufen lassen. Wichtig dabei ist es, solche anstrengenden Aktivitäten erst zu beginnen, wenn der Hund im Alter von einem guten Jahr erwachsen ist, und ihn langsam und schonend an höheres Tempo und längere Strecken heranzuführen.
Wie Carlottas höchstpersönliches Tagesprogramm aussieht? Wir sind täglich etwa zwei bis zweieinhalb Stunden unterwegs, aufgeteilt auf vier unterschiedlich lange Runden. Einmal im Park, wo Lotta oft ihre vierbeinigen Freunde trifft, einmal für eine ausgiebige Runde im Wald, eine kleinere Runde durchs Feld und einen kurzen Gassi-Gang vor dem Schlafen. Solange wir im Hundesportverein aktiv waren, wurde ein bis zwei Mal pro Woche die große Waldrunde durch die Arbeit auf dem Hundeplatz ersetzt und ab und zu das komplette Tagesprogramm durch einen Turnier-Tag.
Wie bereits oben erwähnt: Kooikerhondjes sind Höflichkeits-Fanatiker. Und als solche kommunizieren sie untereinander recht subtil. Auch beim Spielen wahren sie oft eine gewisse Distanz, mögen also lieber flotte Rennspiele als wilde Rangeleien. Und wenn einer mitten im Spiel signalisiert „Stopp“, dann wird auch schlagartig gestoppt.
Das funktioniert wunderbar, solange die Hondjes unter sich sind. Und auch im Zusammenspiel mit Rassen, die ein ähnliches Spiel- und Kommunikationsverhalten haben (zum Beispiel andere Spaniels, viele Terrier- oder Hütehund-Rassen) gibt es selten Probleme. Mit Hunden der gleichen oder einer kleinere Gewichts-Kategorie verstehen sich die Hondjes ebenfalls im Allgemeinen recht gut.
Genauer hinschauen sollte man beim Zusammentreffen mit Vertretern von Rassen, die größer und schwerer sind, wilde, körperliche Spiele mögen und dabei vor lauter Begeisterung auch schon einmal so über die Stränge schlagen, dass sie überhaupt nicht merken, dass unser Kooikerhondje schon lange keinen Spaß mehr an dieser Sorte „Spiel“ hat.
Hier sind auf jeden Fall wir als Besitzer gefragt, die Hunde, ihr Verhalten und ihren Ausdruck gut im Auge zu haben und rechtzeitig moderierend einzugreifen. „Die regeln das schon unter sich“ gilt nicht, insbesondere nicht bei Vierbeinern sehr unterschiedlicher Größe.
Zusammenfassend kann man feststellen, dass die meisten Kooikerhondjes zwar mit vielen ihrer vierbeinigen Kollegen recht gut verträglich sind. Aber trotzdem sind sie nicht die allergeselligsten Hunde, die man sich vorstellen kann, sondern freuen sich meist, wenn sie nach einer Hundebegegnung entspannt in nur menschlicher Gesellschaft weitergehen können. Wenn es mir sehr wichtig wäre, regelmäßig in einer großen Gruppe von Menschen mit ihren Hunden unterschiedlichster Rassen im Pulk spazieren zu gehen, dann würde ich mir dafür eher kein Kooikerhondje aussuchen.
Zunächst einmal ja: das Kooikerhondje kann auch ganz wunderbarer in einer Familie mit Kindern leben. Und dennoch ist es nicht der klassische Familienhund, den man in einem Atemzug mit Labrador und Co. nennen würde.
Ein Kooikerhondje möchte bewegt und beschäftigt werden. „Einfach nur dabei sein“ reicht nicht aus. Angeleint zum Spielplatz geführt werden, dort eine Stunde angeleint warten und dann wieder im gemächlichen Schritt zurück gehen, das ist zwar eine Stunde an der frischen Luft, hat aber für das Hondje bei weitem nicht die gleiche Wertigkeit wie ein gleich langer flotter, aktiver und unangeleinter Spaziergang in der freien Natur.
Außerdem darf man nicht vergessen, dass das Kooikerhondje klein und leicht ist, so dass ein über den Hund fallendes Kind oder eines, das ihn ungeschickt und grob knuddelt, so ein Hondje schon sehr in Bedrängnis bringen können. Und wenn ein Hund in Bedrängnis sich nicht anders zu helfen weiß, wird er sich wehren. Zur Not auch mithilfe seiner Zähne. Ein intelligenter Hund wie das Kooikerhondje registriert in solchen Fällen schnell, dass Knurren oder Schnappen erfolgversprechende Mittel sind, um sich aus unangenehmen Situationen zu befreien. Von allen Kooikern, von denen ich weiß, dass sie im Erwachsenen-Alter abgegeben wurden, hatte der überwiegende Teil Probleme mit den Kindern der Familie.
Damit das Kooikerhondje zum freundlichen Familienhund wird, ist also ein verantwortungsbewusstes Management von Seiten der Eltern gefragt. Sowohl der Hund als auch (ganz wichtig!) die Kinder müssen die Regeln kennen und sich daran halten.
Zu diesen Regeln sollte es auf jeden Fall gehören, dass das Hondje einen Rückzugsort hat, an dem es unter allen Umständen in Ruhe gelassen wird. Das kann zum Beispiel das Hundekörbchen sein oder eine im Haus aufgestellte, jederzeit frei zugängliche Hundebox.
Das Fell des Kooikerhondjes ist recht pflegeleicht.
Nach einem Regen-Spaziergang langt im Normalfall kräftiges Abrubbeln mit einem Handtuch, um das Hondje wieder halbwegs repräsentabel aussehen zu lassen. Wenn es unterwegs schlammig war, kann beim Nachhause-Kommen ein Pfoten-Bad in einer Schüssel sinnvoll sein. Nur ganz selten ist eine „Unterboden-Wäsche“ mit klarem Wasser notwendig. Ernsthaftes Baden mit Hunde-Shampoo kann den seltenen Gelegenheiten vorbehalten bleiben, bei denen sich das Hondje Dingen gewälzt hat, die für unsere Menschen-Nasen weniger gut duften.
Tägliches Bürsten tut dem Fell gut, ist aber nicht unbedingt ein Muss. Je nach Dichte des Haarkleids ist das Bürsten mindestens zwei bis drei Mal pro Woche erforderlich.
Die Krallen sollten beim Bürsten kontrolliert und bei Bedarf gekürzt werden. Und, wo wir gerade bei den Pfoten sind: das Fell, das unter den Pfoten zwischen den Zehen herauswächst, sollte man auch dann und wann zurückschneiden. Das tut nicht nur der Optik gut, sondern sorgt auch dafür, dass der Hund den Boden unter sich besser fühlen und sicherer auftreten kann.
Ebenfalls ein wichtiger Beitrag zur Körperpflege ist regelmäßiges Zähneputzen. Es verhindert Maul-Geruch und Zahnsteinbildung.
Alles in Allem schätze ich, dass durchschnittlich mindestens etwa eine Viertelstunde täglich notwendig ist, um das Kooikerhondje in gepflegtem Zustand zu halten.
Lottchen und ich finden übrigens, dass die Hondje-Körperpflege-Wellness-Behandlung für uns alle beide so angenehm und entspannend ist, dass man sie sehr gern täglich und äußerst ausführlich zelebrieren kann 😊.
Die Kooikerhondjes besitzen nur eine recht schmale Zuchtbasis. Sie waren während der beiden Weltkriege annähernd ausgestorben und wurden ab den 1940er Jahren aus einigen wenigen Exemplaren wieder herausgezüchtet. Wo der Genpool eng ist, da drohen Erbkrankheiten und Inzucht-Depression.
Um zu zeigen, wie dicht unter der Oberfläche dieses Problem brodelt, muss nun einmal unsere eigene Hündin herhalten: Carlottas Vater war Träger der rezessiv vererbten Krankheit ENM. Sie selbst ist nicht getestet, da sie nicht zur Zucht eingesetzt wird, ist aber mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent ebenfalls (selbst völlig gesunde und äußerlich nicht als solche erkennbare) Trägerin dieses Defekt-Gens. Falls sie Trägerin ist und von einem Rüden gedeckt würde, der ebenfalls Träger ist, dann würde durchschnittlich jeder vierte Nachkomme innerhalb seines erstens Lebensjahres eines äußerst qualvollen Todes sterben. Wer so etwas riskieren würde, der ist kein Züchter, sondern ein skrupelloser Vermehrer!
Deshalb ist es bei der Anschaffung eines Kooikerhondjes noch wichtiger als bei anderen Hunderassen, den Hund nicht aus der berühmt-berüchtigten „liebevollen Hobbyzucht“ zu kaufen, nicht von irgendwelchen Dissidenz-Vereinen, deren fantasievoll gestaltete Papiere nichts wert sind, und schon überhaupt nicht aus dubiosen Quellen im Internet.
Es gibt in Deutschland nur einen dem VDH und der FCI angeschlossenen Verein, der die Zucht von Kooikerhondjes betreut. Das ist der DCK (Deutscher Club für Kooikerhondje). Alle Hunde, die hier zur Zucht zugelassen werden sollen, werden zunächst auf ENM und weitere mögliche Erbkrankheiten getestet. Außerdem wird der Vermeidung von Inzucht große Beachtung geschenkt.
Alternativ kann man auch ein Kooikerhondje aus einem der FCI angeschlossenen Verein aus dem Ausland importieren – besonders bietet sich hierbei natürlich das Heimatland der Kooikerhondjes, die Niederlande, an. Allerdings gibt es seit einigen Jahren eine EU-Vorschrift, nach der zu importierende Hunde einen wirksamen Impfschutz gegen Tollwut haben müssen. Tollwut wird ab der 12. Woche geimpft, drei Wochen Wartezeit müssen vergangen sein, damit die Impfung als wirksam gilt. Das heißt, ein Kooikerhondje aus dem Ausland darf frühestens im Alter von 15 Wochen im neuen Zuhause einziehen. Details dazu hier.
Es ist völlig egal, ob man jung oder alt ist, Familienmensch oder Single, Hundesportler oder Wald-Wanderer, Ersthundebesitzer oder erfahrender Hunde-Liebhaber, Eigentümer von Häuschen mit Garten oder Mieter einer 2-Zimmer-Wohnung.
Die Wahrscheinlichkeit, mit einem Kooikerhondje glücklich zu werden, ist am größten für Personen, die die folgenden Eigenschaften mitbringen:
Allen, die sich bis hierher nicht haben abschrecken lassen, wünschen Carlotta und ich viel Freude mit ihrem Kooikerhondje 😊.